Ziele von Meditation

 

 

In der Fachliteratur findet man zahlreiche Ziele von Meditation, Kontemplation und Stille-übungen. 

 

Es geht dabei vor allem um

 


  • Entspannung: den „Ausgleich“ zum Alltag, Beruhigung und Stressreduktion, darum, dass über eine stabile und geerdete Haltung oder Liegen zunächst der Körper und dann der Geist zur Ruhe kommen. Es kann sich ein innerer Freiheits- und Kreativitätsraum öffnen. Gerade in herausfordernden Lebensphasen kann es hilfreich sein, auf diesen inneren Freiheitsraum zugreifen zu können. Wir reagieren dann weniger automatisch-unbewusst und stärker bewusst und aus einer inneren Ruhe, Stärke und Übersichtlichkeit heraus.
  • Konzentration: Die Konzentrationsfähigkeit steigt, wenn man Meditationsformen verwendet, die das Bewusstsein zunächst auf einen Gegenstand oder Vorgang (wie ein Bild oder Atmung) einen, bevor es sich zu einer Feldwahrnehmung weiten kann. Konzentration dient der Beruhigung und Entspannung. Sie sollte in der Meditationsform, die ich lehre, ausdrücklich nicht der Kontrolle von Gedanken oder Körpervorgängen dienen (s.u. die Fallen der Meditation). Ein Nebeneffekt der Meditation kann wirksameres Lernen sein.
  • Innere Weite: Hier geht es um eine Art achtsame Feldwahrnehmung, ein Gewahrsein, das sich durch Empfänglichkeit, Akzeptanz, körperliche und geistige Durchlässigkeit und Gelassenheit auszeichnet. Das ist etwas ganz anderes als punktuelle Konzentration. Unser Herzbereich wird zugänglicher, im Spüren und Handeln.
  • ethisches Handeln: In der inneren Weite findet sich ein zunehmender Zugang zur Herzensweisheit, die es in liebevoller Weise in die Welt zu bringen gilt. Spirituelle Authentizität, Integrität und Autonomie gewinnen eine neue Dimension. Ethisches Handeln kommt hier weniger aus der Psyche, sondern aus der Erfahrung wechselseitiger Verbundenheit oder von Einheit.
  • Manche Meditationsformen zielen auf die Herstellung besonderer ekstatischer Bewusstseinszustände. Das tun die Kontemplation bzw. die Achtsamkeitsmeditation nicht. Besondere Bewusstseinszustände können jedoch quasi als Nebenprodukt auftreten.

 

Sie haben wahrscheinlich schon gehört, dass man eigentlich nicht meditieren soll, um etwas Bestimmtes zu erreichen. In der Regel tun wir dies aber dennoch, weil wir zu Beginn aus der Identifikation mit unseren inneren gedanklichen „Regelkreisläufen“ und emotionalen Prägungen - diese Art der Identitätsgewinnung wird häufig als „Ego“ bezeichnet - aussteigen können. Wir genießen dann die sich mitunter einstellende Entspannung und Weite als Gegenpol zum Alltag sehr und suchen sie gezielt.

 

Über die Zeit stellt sich eine Bewusstseinsweitung ein, die es ermöglicht, mit Präsenz und zugleich aus einem wohlwollenden Abstand diese inneren Regelkreisläufe kennenzulernen und nicht mehr wie quasi automatisch zu reagieren. Man verfügt dann über eine Art innere Weite, einen Raum, der in liebevoller Weise das halten und erfahren kann, was auftaucht. Man kann auch von einem Refugium sprechen. Hier geschehen Wachstums- und Heilungsprozesse.

 

Die Wahrnehmung ist weniger bei den Bewusstseinsinhalten und eher beim Bewusstsein als Form, was zu zu einer Veränderung in der Identität im SInne von z. B. "Erwachen" oder mehr Gelassenheit führen kann. Dann fällt auch der Zielmodus des Meditierens zumeist von alleine ab. Man meditiert dann weniger, um eine spirituelle Tiefe und Weite zu erreichen, sondern eher als Ausdruck dieser. Auf dem spirituellen Weg "fortgeschrittene" Menschen erfahren das oft so, dass weniger sie das Göttliche suchen, als vielmehr es dann sie (vgl. bspw. Joh 21,18).